Kann Pferdemist in Biogasanlagen eine Alternative zur kostenpflichtigen Entsorgung sein? Denn viele Pferdebetriebe müssen für die Entsorgung des Mistes zahlen. Doch der Pferdemist ist kein Abfall, sondern vielmehr ein Energieträger. Deswegen sollte der Mist nicht entsorgt, sondern weiterverwendet werden. Er sollte keine Kosten verursachen, sondern weiterverkauft werden. Interessant ist daher, ob sich der Pferdemist in Biogasanlagen weiterverarbeiten lässt.
Verwertung von Pferdemist
Bei einem Teil der Pferdebetriebe wird der Mist als Dünger genutzt. Das ist nicht unproblematisch, weil der Lebenszyklus der Parasiten im Mist und damit die Verwurmung berücksichtigt werden muss.
Um eine hohe Weidehygiene aufrechterhalten zu können, muss der Mist ausreichend lange ablagern, so dass entsprechend große Dunglagerstätten bereitstehen müssen, die nach der Düngerverordnung 2020 auch hohen Anforderungen gerecht werden müssen. Siehe hier.
Besonders unzureichend kompostiertes Stroh ist als Düngemittel nur bedingt geeignet. Wird nämlich kaum verrottetes Stroh auf Wiesen und Mähweiden ausgebracht, landet die Einstreu schnell wieder auf dem Futtertisch. Für unterjähriges Düngen ist Stroh gar nicht geeignet. Deswegen wird der Mist oft von umliegenden Landwirten und Dienstleistern entsorgt und wird teilweise sogar der Müllverbrennungsanlage zugeführt. Hierdurch entstehen dem Pferdebetrieb vermeidbare Kosten.
Mittlerweile gibt es in Deutschland nach Angaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) rund 1,25 Millionen Pferde. Geht man von einer Mistmenge von ca. 30-40 kg pro Pferd und Tag aus, kommen 13 – 17 Millionen Tonnen Pferdemist pro Jahr zusammen. Der energetische Wert von Pferdemist ist nicht zu unterschätzen und sollte sinnvoll verwertet werden. Die Verwendung von Pferdemist in Biogasanlagen ist jedoch nicht ganz einfach. Der Grund hierfür liegt in der Zusammensetzung des Mistes aus Pferdeäpfeln und Einstreu.
Eine Biogasanlage nutzt die natürliche, mikrobielle Zersetzung von Biomasse. Für die anaerobe Vergärung wird gut abbaubare Biomasse benötigt, die üblicherweise aus Gülle, Mais, Getreide, Silage und Bioabfällen besteht. Materialien mit einem hohen Anteil an holzigem Lignin können dagegen nur schwer vergärt werden. Zudem hat Pferdemist eine hohe Trockensubstanz (TS) und führt damit zu einer Verschlechterung der Fließeigenschaften des Substrats. Auch sind immer wieder Störfaktoren wie Sand, Steine, Halfter oder Hufeisen im Pferdemist zu finden, die zu höheren Wartungskosten und einer Stilllegung der Anlage führen können.
Untersuchung des Biogaspotenzials
Die Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim hat Untersuchungen durchgeführt, um eine Energieerzeugung aus Pferdemist in bestehenden Biogasanlagen zu ermöglichen und deren Abbau effizient zu erhöhen. Hierbei wurden das Gasbildungspotenzial und die Verwertbarkeit von Pferdemist mit verschiedenen Einstreumaterialien (Stroh, Strohpellets, Flachsstroh, Sägespäne und Holzpellets) untersucht, sowie die Effekte einer mechanischen Aufbereitung des Substrats mittels Querstromzerspaner analysiert. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass der Pferdemist in landwirtschaftlichen Biogasanlagen durchaus verwertet werden kann. Allerdings kann aufgrund der Eigenschaften der alternativen Einstreumaterialien nur der Einsatz von strohhaltigem Pferdemist empfohlen werden.
Hier wurden die höchsten Gaserträge und die beste Abbaubarkeit festgestellt. Mit steigendem Ligningehalt des Einstreumaterials fielen die Methanerträge erheblich. „Durch eine vollständige Umwandlung des Pferdemistes zu Biogas könnte ein Flächenäquivalent von ca. 170.000 ha Silomais ersetzt werden“, meint Herr Mönch-Tegeder, von der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie an der Universität Hohenheim. Der massenhafte Anbau von Mais kann also zugunsten der erforderlichen Fruchtfolge reduziert und durch Pferdemist sinnvoll ersetzt werden.
Pferdemist in Biogasanlagen
- Strohhaltiger Pferdemist liefert die höchsten Gaserträge und die beste Abbaubarkeit
- Alternative Einstreumaterialien sind zur Biogasgewinnung weniger geeignet
- Zwischenlagerungszeiten des Pferdemistes sollten möglichst gering gehalten werden
Aus der Untersuchung geht außerdem hervor, dass die Zwischenlagerungszeiten des Pferdemistes möglichst gering gehalten werden sollten, da dies zu einem möglichst hohen Biogaspotenzial führt. Zusätzlich ist eine mechanische Aufbereitung des Pferdemistes unbedingt notwendig, damit ein ausreichender Substratabbau gewährleistet werden kann. Durch die Vorzerkleinerung mit dem Querstromzerspaner konnten die anaerobe Abbaubarkeit positiv beeinflusst werden. Berücksichtigen Betriebsleiter also die Anforderungen der Biogasanlagen, kann der Pferdemist gut weiterverwertet und die Kosten für den Pferdemist gesenkt werden.
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